Laufblog
Verflixte Tagesform
Motiviert durch meine Erfolge in Bad Waldsee (unter 1:30) und beim Illertrailer (8. Gesamt, 3. AK), beschloß ich mal wieder an einem Berglauf um die Ecke teilzunehmen - dem Hauchenberglauf.
Leider blieb zwischen Entscheidung und Wettkampf nicht mehr viel Zeit zum Training, so daß ich nur einmal Zeit hatte, um hochzufetzen und die Strecke abzuchecken und taktisch zu planen. Trotz einen harten Eistobeltrainings am Vortag, konnte ich meinen Trainingslauf mit einer guten 38er Zeit abschließen - Wettkampfschuhe und offene Gatter sollten am WK-Tag die Zeit noch verbessern.
Der Wettkampftag war warm bzw. schwül, ich hatte eine lockere Rennradtour am Vormittag hinter mich gebracht und - vermutlich zu spät - Carboloading mittags betrieben; schon das Einlaufen war mühsam. Nach Startschuß dann den ersten Kilometer, getrieben durch die Masse der Starter (wobei das Teilnehmerfeld - auch bedingt durch die erstmalig stattfindende Staffel - recht überschaubar war), vermutlich viel zu schnell angegangen. Schon bald wurde ich von einem Laufspetzel, welchen ich bisher im Ziel sicher hinter mir gesehen hatte, überholt. Schon bis zum ersten Staffelpunkt ein anstrengender Anstieg und zum ersten Mal schoß mir der Gedanke durch den Kopf, ob diese Teilnahme wirklich das richtige gewesen war.
Ich kämpfte und spürte das mein Körper heute nicht zu Höchstleistungen im Stande war - ein Würgereiz kam auf und ich überlegte mir Befreiung zu verschaffen, unterdrückte ihn dann jedoch. Lag es an der schwülen Hitze, dem späten Essen oder dem eigentlich soften Training vom Vortag? Erste Gedanken an einen vorzeitigen Abbruch des Rennens kamen auf, um den Qualen ein Ende zu bereiten. Der nächste Staffelpunkt wäre eine gute Gelegenheit. Dann wieder die motivierende Menge und im Hinkopf der Gedanke, daß es bis zum Vortag nur zwei Starter in meiner AK gegeben hatte und selbst mit schlechter Zeit eine (geschenkte) Plazierung drin wäre.
Ich mußte anfangen streckenweise zu gehen, ließ Läufer in Steilstücken vorbiziehen, um sie wenig später teilweise wieder im Lauf zu überholen. Dann endlich die Verpflegungsstation, wieder ein perfekter Ort, um auszusteigen. Aber das Wissen die Hälfte geschafft zu haben verwarf den Gedanken und ich lief weiter. An meine Seite gesellte sich eine W55 Läuferin mit markanter Doppelvornamen, Doppelnachnamen-kombination, welche ich als regelmäßige Siegerin ihrer AK kannte. Vielleicht war ich doch nicht so schlecht oder hatte sie auch einen schlechten Tag? Oder war ihre AK generell einfach nicht so schnell unterwegs? - Letztere Vermutung lag nahe, womit ich dann also doch wieder schlecht wäre.
Da war er "endlich": Der Anstieg zum Grat. Elende Stufen! Ich überholte noch zwei Läufer in der Hoffnung, sie wäre auf der enge Treppen dann gezwungen brav hinter mir zu bleiben. Aber einer kämpfte sich vorbei, auf dem Absatz über die Straße mußte ich kurz Halt machen und Luft schnappen, da zog der nächste und gefühlt zig weitere Läufer an mir vorbei. Aufmunternde Worte eines Zuschauers/Streckenpostens es sei nicht mehr weit bis ins Ziel. Ich kenne die Strecke und ich merkte bei jeder Stufe, wie mir der Schwindel ind en Kopf schoß. Aber ich erinnerte mich an meine letzte Teilnahme bei Temperaturen jenseits der 30 Grad und dem Läufer, der 50m vor dem Ziel kollabierte. Ich wollte das dieses Jahr nicht sein.
Letzte Kräfte mobilisieren, endlich oben am Grat, jetzt nur noch Wiese. Ich lief und lief, das Ziel endlich in Sicht. Letzter Check, ob die Startnummer vorne und lesbar, da man diesmal auf eine vernünftige Zeitmessung via Chip verzichtet hatte. Dann durch's Ziel und hinlegen auf den Boden. Nieselregen setzte ein und wurde langsam stärker. Mein Kreislauf kaum runter, Getränke wurden mir gereicht und ich fragte mich: "Warum konnte es nicht schon 40 Minuten frühr regnen?" - Der Weg hinab war wieder leicht und ging schnell vonstatten. Ich genoß den kühlen Regen.
Zurück am Start informierte ich mich dann über die Besetzung in meiner Klasse. Drei Teilnehmer waren gemeldet, somit ein AK-Platz sicher. Also mußte ich bis zur Ehrung bleiben. Die veröffentlichte Liste später wieß mich als 2.Platz in meiner AK aus und zeigte, daß ich selbst mit meinen vorherigen WK-Zeiten keine Chance auf eine bessere AK-Platzierung gehabt hatte. Der 1. AK war 2. Gesamt und bock schnell. Der 3. AK war kurz hinter mir ins Ziel gekommen womit ich meinen Platz ehrlich erarbeitet hatte und nicht als 3/3 geschenkt bekommen hatte.
So bekam ich ein Stück Käse, hatte einen 2. Platz, welchen ich auch in besserer Form nicht hätte verbessern können, muß aber mit der Schmach leben die schlechteste zeit gelaufen zu sein, welche ich je am Hauchenberg hatte.